TiHo-Forscher warnt: Heimliches Aussterben der Kleinen Menschenaffen in Indochina

Thomas Geissmann

Institut für Zoologie, Tierärztliche Hochschule Hannover

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Geissmann, T. 2001: TiHo-Forscher warnt: Heimliches Aussterben der Kleinen Menschenaffen in Indochina. TiHo-Anzeiger (Tierärztliche Hoch schule Hannover) 30 (6): 8.

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Die Gibbons oder Kleinen Menschenaffen sind die arten- und zahlenmäßig erfolgreichste Entwicklungsrichtung der Menschenaffen. Trotzdem erhalten sie im Vergleich zu den Grossen Menschenaffen, wie Schimpansen, Gorillas oder Orang-Utans, von Seiten der Forschung, Medien, und Naturschutzorganisationen nur wenig Aufmerksamkeit.

Ein im Juli 1999 gestartetes Projekt von Fauna & Flora International (FFI) hat das Ziel, die Populationen, deren Größe, verwandtschaftlichen Beziehungen und Bedrohung der zuvor noch nie im Freiland beobachteten Gibbons in Vietnam zu untersuchen. Dort waren 87 Waldgebiete mit Gibbonvorkommen aus älteren Angaben bekannt. In über 50 % dieser Waldgebiete sind die Tiere nun höchstwahrscheinlich ausgestorben. Für den östlichen schwarzen Schopfgibbon gibt es in Vietnam überhaupt kein einziges gesichertes Vorkommen mehr, und auf der südchinesischen Insel Hainan sollen noch weniger als 20 Tiere leben; damit dürfte er den traurigen Rekord als die bedrohteste Primatenart der Welt halten. Aber auch die anderen Gibbonarten der nördlichen Landeshälfte müssen in Vietnam als kritisch bedroht eingestuft werden. Hauptgründe für den rapiden Rückgang der vietnamesischen Gibbons sind die Bejagung und die Zerstörung des natürlichen Lebensraumes. Obwohl Vietnam eine Reihe von Naturreservaten hat, bietet keines von ihnen einen effizienten Schutz der Gibbons.

Die Bedrohung jeder einzelnen der großen Menschenaffenarten erregt mehr Öffentlichkeitsinteresse als alle zwölf Gibbonarten zusammen. Während aber jede der großen Arten noch Bestandesgrößen von über 10 000 Tieren im Freiland aufweisen, sterben die Kleinen Menschenaffen völlig unbeachtet von irgendwelcher Berichterstattung aus. Die Bestandesgrößen von mindestens drei Gibbonarten sind auf deutlich unter 5 000 Tiere gesunken.

Weitere Informationen im Internet unter
http://www.gibbons.de




FOTO: Geissmann
Weiblicher Weißwangenschopfgibbon (Nomascus leucogenys)

 

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