Geissmann, T., Nijman, V., and Dallmann, R. (2006). The fate of diurnal primates in southern Sumatra. Gibbon Journal 2: 18-24.

The fate of diurnal primates in southern Sumatra

Thomas Geissmann1, Vincent Nijman2 and Robert Dallmann3

1 Anthropological Institute, University Zürich-Irchel, Zürich, Switzerland
2 Zoological Museum, University of Amsterdam, The Netherlands
3 Department of Neurobiology, University of Massachusetts Medical School, Worcester, MA, USA

Abstract: During a short survey in southern Sumatra, we carried out observations on the occurrence of diurnal primates in various types of forest, their use as pets, and on the changes in the habitat. All diurnal species distriubted in the survey area were kept, and available for sale, as pets. The majority of the pets were infants, suggesting that most captive primates do not survive more than a few months in captivity.

Zum Schicksal tagaktiver Primaten in Südsumatra

Thomas Geissmann1, Vincent Nijman2 und Robert Dallmann3

1 Anthropologisches Institut, Universität Zürich-Irchel, Zürich, Schweiz
2 Zoological Museum, University of Amsterdam, The Netherlands
3 Department of Neurobiology, University of Massachusetts Medical School, Worcester, MA, USA

Zusammenfassung: In einer kurzen Studie in Südsumatra haben wir das Vorkommen der tagaktiven Primatenarten in verschiedenen Waldtypen, im Tierhandel und in der Haustierhaltung sowie die Veränderung des Lebensraumes der Primaten untersucht. Sechs Arten kommen im Untersuchungsgebiet vor: der Javaneraffe (Macaca fascicularis), der südliche Schweinsaffe (M. nemestrina), der silberne Haubenlangur (Trachypithecus cristatus), der graue Sumatra-Langur (Presbytis melalophos mitrata), der Scharzhandgibbon (Hylobates agilis) und der Siamang (Symphalangus syndactylus). Alle diese Arten fanden wir auch in Gefangenschaft, wo man sie uns ohne zu zögern zeigte oder zum Kauf anbot. Die zwei gesetzlich geschützen Arten (der Schwarzhandgibbon und der Siamang) wurden dabei nicht seltener angetroffen als die nicht-geschützten Arten. Dies zeigt, dass die bestehenden Artenschutzgesetze in Südsumatra nicht durchgesetzt werden. Tatsächlich zeigen Daten von anderen Gebieten in Indonesien, dass Händler oder Besitzer von gesetzlich geschützten Primaten nur selten belangt werden. Die Mehrzahl der in Gefangenschaft gehaltenen Tiere waren Jungtiere, was darauf schliessen lässt, dass gefangene Primaten meist nicht länger als ein paar Monate überleben.
In allen untersuchten Waldgebieten konnten wir den Rückgang des Waldes beobachten. Dabei reagierte von den beobachteten Affenarten der Schwarzhandgibbon offenbar am empfindlichsten. Da er auf ein geschlossenes Kronendach und ganzjährige Verfügarkeit von Früchten angewiesen ist, ist er jeweils die erste Art, die bei Verschlechterung der Waldqualität in einem Waldgebiet ausstirbt. Seit dem Wechsel von der autokratischen Regierung unter Präsident Soeharto zu einer demokratischeren, aber weniger zentralistischen Regierungsform hat sich der illegale Holzschlag in Indonesien beschleunigt und die Wälder verschwinden in alarmierendem Tempo. Dies gefährdet insbesondere die Tierarten, die nur im Wald überleben können, wie die Gibbons und die meisten anderen Primatenarten. Der Tierhandel und der damit einhergehende Tod von Tieren, die beim Fang und im Handel sterben, erhöhen die Bedrohung dieser Arten zusätzlich.
Obwohl unsere Studie nur von kurzer Dauer war und nur das südliche Sumat ra einschloss, gehen wir davon aus, dass die von uns beobachteten Verhältnisse für Sumatra und andere indonesische Inseln typisch sind. Der Habitatverlust und ganz besonders der des Flachland-Regenwaldes, haben grosse Teile von Sumatra seiner ursprünglichen Fauna beraubt. In den letzten Jahren ist der Flachland-Regenwald vor allem durch illegalen Holzschlag dramatisch zurückgegangen. Dies hat zweifellos zu einem entsprechend drastischen Rückgang der waldbewohnenden Arten - wie der Scharzhandgibbons, Siamangs, oder der grauen Sumatra-Languren - geführt, obwohl dazu wenig Zahlen vorliegen.
Wenn Primaten in den relativ dicht besiedelten südlichen Gebieten von Sumatra überleben sollen, müssen die lokalen wie nationalen Regierungen erkennen, dass sowohl ihre Primärwälder wie auch die darin lebenden Arten viel effizienter geschützt werden müssen, als dies während unserer Studie der Fall war. Der Handel mit Affen und die Haltung von Affen müssen viel stärker als bisher bekämpft werden, und sowohl geschützte wie nicht-geschützte Waldgebiete müssen in einer umweltverträglicheren Art und Weise verwaltet werden.



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