Geissmann, T. (2008). Gibbon paintings in China, Japan, and Korea: Historical distribution, production rate and context. Gibbon Journal 4: 1-38.
T. Geissmann
Anthropological Institute, University Zürich-lrchel, CH-8057 Zürich, Switzerland
Abstract: Gibbons (the small apes of the family Hylobatidae) occupied in the
past and still occupy today an important niche in Chinese - and for some time also
in Japanese and Korean - cultures. Their importance can be assessed in the frequent
depiction of gibbons in the figurative arts. This is the first study to quantify
the production of gibbon paintings in various periods of these countriesí history.
A total of 818 gibbon paintings were surveyed. Results show that the earliest gibbon
paintings are much older than suggested in some previous publications - both in China
(pre-Song) and in Japan (pre-Momoyama). Moreover, because of the low sampling level
of early Asian paintings, gibbon paintings as a genre in each of these countries
may still have a much earlier origin than the date indicated by the earliest paintings
found during this study. The genre originated in China and later spread to the neighbouring
countries Japan and Korea, although artists had limited knowledge about the apes
they painted because gibbons never naturally occurred in these countries. Chinese
paintings depicted gibbons in a large number of functions and contexts, for instance
as symbols of Daoist and Buddhist origin. In Japan, however, the genre was introduced
by Zen (=Chan) monks, and the large majority of Japanese gibbon paintings depict
the old Buddhist theme "Gibbons grasping for the reflection of the moon in the
water". Stylistically, however, Chinese and Japanese gibbon paintings quickly
drifted apart. The theme "Gibbons grasping for the reflection of the moon in
the water" is not depicted in Korean paintings, but the small sample of Korean
gibbon paintings found during this study precludes generalizations. The production
rate of gibbon paintings/time in China underwent marked, previously undocumented
fluctuations. During the period from 1525 to 1900, gibbon paintings were continuously,
but not frequently, being produced in China. To judge by the number of preserved
gibbon paintings from that time, the genre was apparently more popular in Japan than
in China. The most dramatic increase in the production rate of gibbon paintings occurred
in China during the 20th century. Whereas gibbon paintings as a genre had almost
completely been abandoned in Japan during that time, China experienced a previously
undocumented and apparently unprecedented increase both in the number of painters
that produced gibbon paintings, as well as in the high number of gibbon paintings
that were produced by some specialists among these painters. Possible reasons for
these fluctuations are discussed. Finally, this study documents changes in style
and context of gibbon paintings that occurred in various historical periods and discusses
their possible causes.
T. Geissmann
Anthropological Institute, University Zürich-lrchel, CH-8057 Zürich, Switzerland
Zusammenfassung: Gibbons, die kleinen Menschenaffen der Familie Hylobatidae,
belegten und belegen eine wichtige Nische in der chinesischen Kultur, und für
lange Zeit taten sie das auch in der japanischen und koreanischen Kultur. Dies manifestiert
sich unter anderem in der häufigen Darstellung dieser Tiere in den bildenden
Künsten. Dies ist die erste Studie, in der die Produktion von Gibbonbildern
dieser Länder in verschiedenen geschichtlichen Zeitabschnitten mengenmässig
erfasst und verglichen wird. Insgesamt wurden 818 Gibbonbilder erfasst. Die Untersuchung
zeigt, dass die frühesten Gibbonbilder deutlich älter sind als in einigen
früheren Veröffentlichungen angegeben. Dies gilt sowohl für China
(vor der Song-Dynastie) als auch für Japan (vor der Momoyama-Periode). Zusätzlich
sorgen die kleinen Stichprobenzahlen früher asiatischer Gemälde dafür,
dass das Genre der Gibbonbilder in jedem der untersuchten Länder ein noch deutlich
früheres Entstehungsdatum gehabt haben dürfte, als es durch die frühesten
in dieser Studie gefundenen Bilder angezeigt wird.
Usprünglich entwickelte sich das Genre in China, breitete sich dann aber auch
in die Nachbarländer Japan und Korea aus, obwohl dort Gibbons nie heimisch waren
und die Künstler daher wenig eigene Kenntnisse von den dargestellten Menschenaffen
hatten. In China wurden Gibbons in ganz verschiedenen Kontexten und Funktionen dargestellt.
Dazu gehören unter anderem Vorstellungen von Gibbons als Bindeglieder zwischen
Mensch und Natur, als Wesen, die fähig sind, menschliche Gestalt anzunehmen
oder hunderte von Jahren alt zu werden, und als sinnbildliche Träger erstrebenswerter
menschlicher Attribute. Gibbons werden dargestellt als in Bilderrätsel (Rebus)
eingekleidete Glückwünsche zum Bestehen von Prüfungen oder Wünsche
für hohe Amtspositionen, als ursprünglich daoistisches Konzept eines Überbringers
von Früchten, deren Genuss Langlebigkeit verheisst, oder in der buddhistische
Parabel vom "Greifen nach dem Spiegelbild des Mondes" als Sinnbild von
menschlichem Streben nach dem Unmöglichen oder Sinnlosen. In Japan wurde des
Genre der Gibbonmalerei von Zen-Buddhisten eingeführt, und von Anfang an ist
die überwiegende Mehrzahl der Gibbonbilder in Japan dem buddhistischen Motiv
ěGreifen nach dem Spiegelbild des Mondesî gewidmet. Stilistisch jedoch haben sich
die chinesischen und japanischen Gibbonbilder sehr schnell voneinander entfernt.
In den koreanischen Gibbonbildern fehlt das Motiv vom "Greifen nach dem Spiegelbild
des Mondes", aber die geringe Grösse der koreanischen Stichprobe lässt
wenig verallgemeinernde Aussagen zu.
Die Herstellungshäufigkeit von Gibbonbildern pro Zeiteinheit weist starke, bisher
nicht dokumentierte Schwankungen auf. Im Zeitraum von 1525 bis 1900, als Gibbonbilder
in China zwar regelmässig, aber nicht häufig gemalt wurden, war die Beliebtheit
des Genres in Japan (gemessen an der Zahl der erhaltenen Bilder) sogar konsistent
höher als im Ursprungsland der Gibbonbilder.
Der dramatischste Anstieg der Produktionsrate erfolgte jedoch in China während
des 20. Jahrhunderts. Während das Genre der Gibbonbilder zu diesem Zeitpunkt
in Japan (und vermutlich in Korea) am Erlöschen war, erlebte China einen bisher
nicht belegten und anscheinend in dieser Grössenordnung erstmaligen Anstieg
sowohl in der Zahl der Künstler, welche solche Bilder malten, als auch in der
hohen Zahl solcher Gibbonbilder, die von einigen Spezialisten unter diesen Künstlern
hergestellt wurden. Die Ursachen für diese Veränderungen sind noch unerforscht,
aber einige mögliche Gründe werden hier diskutiert. Schliesslich dokumentiert
diese Studie auch Änderungen im Stil und im Kontext der Gibbondarstellungen,
die in verschiedenen historischen Zeitabschnitten auftraten, und diskutiert auch
für diese die mögliche Ursachen.
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